Der Friedhof Cimitero S. Michele in Venedig

In der Blütezeit von Venedig war Grund und Boden sehr knapp. Deshalb wurde alles was auf der Hauptinsel keinen Platz hatte ausgelagert auf Nachbarinseln. Die Glasbläser mussten nach Murano, die Toten auf die Insel S. Michele.

Vaporetto Linie 4.1 oder 4.2

Am besten nehmen Sie die Linie 4.1 oder 4.2 die von Venedig nach Murano fährt. Diese Vaporetto hält auch am Friedhof.

Im ersten Moment denken sie, Sie sind auf einer Blumen- bzw. Gartenschau.

Die Insel San Michele liegt in der traumhaft schönen Lagune von Venedig, genauer gesagt zwischen Inselgruppe Murano und der Stadt Venedig. San Michele hat einen rechteckigen Grundriss und bietet mit einer Fläche von 17,6 Hektar Wohnraum für ein paar wenige Mönche, die dauerhaft im Kloster wohnen. Ansonsten ist die malerische Insel völlig unbewohnt.

Die Geschichte des Friedhofes

Aufgrund eines Ediktes Napoleons war auch in der Lagunenstadt die Bestattung in der Nähe der Kirchen nicht mehr erlaubt. Im Jahre 1837 verband man die Insel San Cristofero mit der Insel San Michele und
errichtete den berühmten Friedhof. Dieser sollte ab nun die früheren Friedhöfe in der Stadt ersetzen. Der venezianische Friedhof gehört zu den exklusivsten und schönsten Ruhestätten auf diesem Planeten. San Michele zählt zwar nicht unbedingt zum touristischen Standardprogramm, dennoch ist ein Besuch möglich – und es lohnt sich! Die parkähnliche Anlage des Cimitero San Michele hat eine Breite von 390 Metern und eine Länge von 460 Metern.

Die Struktur des Friedhofes

Der Cimitero San Michele ist angelegt wie ein griechisches Kreuz. Die Grabfelder sind getrennt durch Mauern und entlang der beiden Hauptachsen stehen große Zypressen. Im alten Teil des Friedhofes, der im Jahre 1858 erweitert wurde, können Angehörige unterschiedlicher Konfessionen in getrennten Bereichen bestattet werden. Der Friedhof umfasst Kolumbarien und Brunnen, eine Kapelle und ein Krematorium. Für viele gut situierte Venezianer führt die letzte Reise nach San Michele. Die Toteninsel ist idyllisch und umgeben von einer Mauer, deren gelbe Ziegel in der Sonne fast einladend leuchten. Die unzähligen Grabkerzen verwandeln die Insel in der Dämmerung in ein magisches Lichtermeer.

Die Toteninsel für Unsterbliche

Der Grund und Boden war schon in der Blütezeit von Venedig mehr als knapp. Was auf der Hauptinsel keinen Platz mehr hatte, wurde einfach auf die Nachbarinseln ausgelagert. Die Toten fanden ihre Ruhe auf der Insel San Michele und die weltbekannten Glasbläser mussten nach Murano ausweichen. In den warmen Jahreszeiten haben die Besucher des Friedhofes das Gefühl, als würden sie sich auf einer Garten- bzw. Blumenschau befinden. Jedes einzelne Grab ist liebevoll mit Blumen geschmückt, für den Betrachter ist das Feld von Gräbern eine Augenweide. Das Blütenreich scheint das Totenreich auf Erden glatt in den Schatten zu stellen.

Die Ruhestätte erlangte Ruhm und Glanz, da hier im Laufe der Zeit eine Phalanx von großen Persönlichkeiten bestattet wurde. Berühmtheiten ziehen selbst im Tode Pilger an und die Fans sind noch heute
vom bezaubernden Ambiente auf der Insel fasziniert. Freunde der Literatur zieht es auf die Insel, da dort der Dichter Ezra Pound und der russische Schriftsteller Joseph Brodsky beerdigt sind.

Es existiert eine Gedenktafel für den Physiker Christian Doppler, seine Begräbnisstätte ist jedoch bis heute unauffindbar. Der argentinische Fußballtrainer Helenio Herrera und der Ballettimpresario Sergei Diaghilew sind ebenfalls hier begraben. Die Musikbegeisterten können zu den Gräbern von den Komponisten Igor Stravinsky, Ermanno Wolf-Ferrari und Luigi Nono pilgern.

Totenkult 

Der Totenkult ist auf der Insel San Michele immer spürbar. Hin und wieder berichten Besucher von oft unpässlich organisierten Privatpicknicks, die meist Jugendliche in ihrem Übermut veranstalten. Dies schmälert aber keinesfalls den Mythos dieses sagenhaft schönen Friedhofes.