Die alten und die neuen Prokuratien

Sie rahmen den Markusplatz ein

Die erste Besiedlung der Lagune von Venedig begann im 5. Jahrhundert n. Chr. Erst im 9. Jahrhundert wurden die einzelnen Inseln allmählich bevölkert. Kurze Zeit später begann der Aufstieg Venedigs, denn die fleißigen Kaufleute der Lagune trieben von da an Handel mit dem Orient. Zu den wichtigsten Handelsgütern zählten Felle, Samt, Seide und Purpur. Im 12. Jahrhundert galt Venedig als eine der reichsten Städte Europas, es lebten damals ungefähr 100.000 Menschen in der Lagunenstadt.

Die Prokuratoren und der Markusplatz

Seit dem Mittelalter wird die bestehende venezianische Baubehörde als Procuratie di San Marco bezeichnet. Zunächst war das Amt nur zuständig für die Pflege der Dogenkapelle und für deren Verwaltung. Das Amt der Prokuratoren ist alt und wurde mit der Zeit immer mächtiger. Im 14. Jahrhundert verwalteten die Prokuratoren das Vermögen von San Marco, die für die Stadtverwaltung und die Stadtplanung verantwortlich waren. Der Markusplatz ist der eigentliche Empfangssalon Venedigs, er liegt genau zwischen der Nationalbibliothek und dem Dogenpalast. Zwei mächtige Granitsäulen begrenzen zur Lagune hin gerichtet
die weltberühmte und anmutende Piazzetta di San Marco.

Die alten Prokuratien (mit Cafe Florian)

Der Doge Sebastiano Ziani ließ im Jahre 1172 das Gebäude erbauen, 32 Jahre später wurde es zum Verwaltungsgebäude umfunktioniert. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war es der Sitz der Prokuratoren.

Die alten Prokuratien befinden sich an der Nordseite des Markusplatzes. Nach dem Brand von 1540 wurde das famose Gebäude dreigeschossig wieder aufgebaut. Durch breite Friese sind die einzelnen Stockwerke von einander abgesetzt. Die unteren beiden Stockwerke sind durch Säulenarkaden und Pfeilerarkaden gegliedert.

Die Baubehörde brauchte Platz und man wollte den Platz für diese Organisation ganz in der Nähe der Verwaltung der Republik wissen. In den neu errichteten Gebäuden wurden Mietswohnungen und
im Erdgeschoss Geschäfte untergebracht. Die Amtsräume der Prokuratoren waren prächtig ausgestattet.

Die neuen Prokuratien

Vincenzo Scamozzi leitete den Bau der neuen Prokuratien und im Jahre 1640 vollendete Baldassare Longhena den Bau des Gebäudes. Es liegt genau gegenüber von dem alten Amtsgebäude. Das historische Gebäude ist geprägt von einem klassischen Architekturstil und ragt über den Säulengang des Markusplatzes auf. Das südlich gelegene Gebäude ist das neueste der drei verbundenen Bauten. Die majestätischen Säulengänge säumen den altehrwürdigen Platz. Die Platzneugestaltung der Südseite wurde im Jahre 1582 in Angriff genommen, da der zusehends aufgeblähte Beamtenapparat der Prokuratoren neuer Wohnungen bedurfte. Deshalb entschloss man sich, die unschöne Bebauung an dieser Platzseite durch eine repräsentative Architektur zu ersetzen.

Das bunte Treiben von heute inmitten der Prokuratien

Viele Venezianer und Stadtbesucher beehren mit großer Begeisterung die alten und die neuen Prokuratien, die heute vor allem für ihre kostspieligen und altehrwürdigen Cafés bekannt sind. Der Espresso ist hervorragend und der Ausblick auf die Piazza di San Marco ist hinreißend schön. Die Kunst- und Musikszene lebt in diesem Ambiente förmlich auf und jeder Gast spürt das Flair dieser einst so mächtigen Handelsstadt.

Der Stil der Prokuratien bietet heute noch die einzigartig perfekte Kulisse für einen Spaziergang. Als Tourist kann man hier von Museum zu Kunstgalerien flanieren und darf in aller Ruhe die Werke von alten Meistern und zeitgenössischen Künstlern bestaunen.