Casanova

Einer der berühmtesten Venezianer ist zweifellos Giacomo Girolamo Casanova, Lebenskünstler, Draufgänger, Freigeist, brillanter Unterhalter und Meister der Verführung. Unsterblich machten ihn seine Memoiren, die er als alter Mann verfasste, um der Einsamkeit zu entgehen. Auf über 3000 Seiten schildert er sein dramatisches Leben.

Geburt und Jugend

Im Jahre 1725 kommt Casanova in der Lagunenstadt zur Welt. Bereits mit 8 Jahren verliert er den Vater. Auch auf die Mutter muss er verzichten. Sie ist eine gefragte Schauspielerin und ständig auf Tournee. So wird er von der Großmutter erzogen, die zunächst alle Mühe hat, den armen Jungen am Leben zu halten. Ständiges Nasenbluten schwächt den kindlichen Körper. Die verzweifelte alte Frau bringt ihn schließlich zu einer „Hexe“ auf die Insel Murano, die den Jungen tatsächlich heilt.

Der kleine Giacomo ist sehr begabt. Er erhält eine klassische Ausbildung in der Universitätsstadt Padua. Dort verliebt er sich zum ersten Mal, in Bettina, die vier Jahre ältere Schwester seines Lehrers. Im Jahre 1742 kehrt Casanova mit dem Titel eines Doktors beider Rechte nach Venedig zurück. Er schlägt die kirchliche Laufbahn ein. Ein reicher venezianischer Adliger unterstützt ihn. Aber Casanova beginnt ein Verhältnis mit der Geliebten seines alternden Mäzens und muss schon bald darauf die Stadt mittellos verlassen.

Sein Gönner

Casanova geht nach Rom. Dort gelingt es ihm, vom Papst empfangen zu werden. Papst Benedikt XIV. erlaubt ihm sogar, verbotene Bücher zu lesen. Die Verwicklung in eine Liebesaffäre sorgt auch hier dafür, dass er Rom wieder verlassen muss. Zurück in Venedig schlägt Casanova sich als einfacher Geiger im Theater durch. Durch einen Zufall lernt er den reichen Senator Matteo Bragadin kennen, der sein Gönner wird. Bragadin entstammt einer der ältesten Familien Venedigs. Casanova bekommt Neider, die ihm die Inquisition auf den Hals hetzen.
Auf Anraten Bragadins verlässt er Venedig und geht nach Paris. In einer Herberge lernt er Henriette kennen, seine große Liebe. Die junge Frau ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, kehrt aber später wieder zu ihrer Familie zurück. Casanova geht wieder nach Venedig.

Gefängnis und Flucht

Aber seine Neider haben ihn nicht vergessen. Ein Spitzel wird auf Casanova angesetzt und 1755 sperrt man ihn in das Gefängnis im Dachstuhl des Dogenpalastes, auch Bleikammern genannt. Das Dach ist aus Blei, eiskalt im Winter, im Sommer unerträglich heiß. Fünfzehn Monate später gelingt ihm eine spektakuläre Flucht. Aber Casanova muss sein geliebtes Venedig verlassen, denn er wird aus der Stadt verbannt.

Sein Tod

Eine lange Reise durch ganz Europa beginnt. Er erlebt unzählige amouröse Abenteuer und trifft viele berühmte Persönlichkeiten, wie z. B. Friedrich den Großen, Voltaire und Katharina die Große. Auch gilt er als Mitbegründer der französischen Staatslotterie. Erst 1774 kann Casanova nach Venedig, seinem Sehnsuchtsort, zurückkehren. Die letzten Lebensjahre verbringt Casanova als Bibliothekar auf Schloss Dux im heutigen Tschechien, wo er 1798 stirbt.