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Das Wort Ghetto ist allgemein bekannt, doch dass es aus Venedig stammt, wissen viele nicht. Dort befindet sich auf einer Insel gelegen noch heute das älteste Ghetto der Welt. Ungeklärt ist jedoch, woher genau der Ausdruck Ghetto oder Getto sich ableitet. Man vermutet, dass er sich aus dem italienischen Wort „geto“ (dt. Gießerei) entwickelte, in dem Stadtviertel wohnten damals viele Eisengießer.
Das Stadtviertel Getto im Wandel der Zeit
Schon vor der Gründung des Gheto Novo lebten Juden verteilt in Italien bzw. Venedig. Im 14. Jahrhundert befand sich Venedig in einer wirtschaftlichen Krise – Kriege und Pestepidemien führten zu Misswirtschaft und hohen Geldausgaben der Stadt. Daher stammte die Idee, jüdische Pfandleiher anzusiedeln, damit Geld und Bewegung in den Markt kommt.
Als sich die wirtschaftliche Lage in Venedig stabilisierte, begannen jedoch wieder Spannungen zwischen den einzelnen Kulturen das Alltagsleben zu prägen. Im Jahre 1515 wurde deshalb beschlossen, dass sich Juden in einem bestimmten Viertel niederlassen durften, dem Gheto novo welches auf dem Gelände einer stillgelegten Gießerei lag.
Nachts wurde das Viertel mit Toren geschlossen und davor patrouilliert. Nur äußerst wichtige Personen, wie Ärzte, durften es in der Nacht verlassen. Im Jahre 1541 wurde das Gebiet mit dem Gheto vecchio erweitert. Es dauerte nicht lange, dann wurde auch dieses Viertel zu eng und 1633 wurde das Gheto novissimo zugefügt.
Dort entstanden jedoch Häuser und Paläste für die gehobenere Schicht, im allgemeinen hatte die jüdische Bevölkerung zu dieser Zeit fast alle Freiheiten wie auch die anderen Bürger Venedigs. In den darauf folgenden Jahren kam es erneut zu wirtschaftlichen und politischen Spannungen, das Finanzwesen litt enorm und somit auch die jüdische Bevölkerung, viele endeten durch die Repressionen in erdrückender Armut.
Die Tore des Ghettos fielen 1797 im Zuge der Eroberung Venedigs durch Napoleon, er verbrannte sie und gab der jüdischen Bevölkerung wieder mehr Rechte. Im Jahre 1848 erfolgte dann die Gleichstellung aller Bürger in Venedig.
Das Ghetto heute
Die Geschichte des Viertels ist bis heute nicht verloren gegangen. Überall im Viertel Ghetto findet man Erinnerungen an die vergangene Zeit. Im Museo Comunità Ebraica widmet man sich der vielseitigen Geschichte und Traditionen der Gemeinde während der letzten Jahrhunderte. Fünf prachtvolle Synagogen aus dem Mittelalter liegen versteckt im Viertel Ghetto und werden für Führungen dem Publikum geöffnet.
Auch der alte Friedhof Lido kann besichtigt werden. Er wurde wie auch viele andere Gebäude des Viertels, in den letzten Jahren restauriert und vor dem Verfall geschützt.
Venedigs Viertel Ghetto wird auch noch heute von jüdischem Leben und Kultur geprägt, auch wenn die Gemeinde mit in etwa 500 Mitgliedern merklich kleiner ist, als sie es früher war. Es gibt eine Bäckerei die die beliebten Matzen herstellt genauso wie einen koscheren Fleischer und ein jüdisches Altersheim. Zwei der alten Synagogen, die Scuola Spagnola und die Scuola Levantina, werden abwechselnd von der Gemeinde genutzt.