Kaiserin Sissi in Venedig

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In Venedig hatten die Habsburger zur Zeit des Kaisers Franz Joseph I. keinen allzu guten Ruf. Noch heute verdrängen die Venezianer gerne die als schmählich empfundene Fremdherrschaft. Die Kaiserin Elisabeth hat die alte Lagunenstadt als einen magischen Ort für nostalgische Vergangenheitsschwelgereien empfunden.

Was hat ihr besonders gefallen?

Die Kaiserin konnte mit der Monarchie nicht allzu viel anfangen. Deshalb floh sie von Wien, so oft sie nur konnte, um dem lästigen Korsett der höfischen Etikette zu entkommen. Im Veneto weilte die nicht ganz so unbeliebte Kaiserin zweimal. Im Gegensatz zu ihrem Gatten Franz Joseph war sie in der Stadt der Gondolieri mehr als nur willkommen. Ganz anders als ihr nüchterner Ehemann war die aus Bayern stammende Prinzessin nämlich eine Romantikerin mit Leib und Seele.

In der Stadt an der nördlichen Adria schwelgte sie nach Herzenslaune in der Historie der Serenissima. Der Kaiserin hat die Arroganz vieler Lagunenbewohner nicht gefallen, von der Schönheit der Palazzi, den malerischen Gassen und den großen sonnenüberfluteten Plätzen konnte sie jedoch nicht genug bekommen.

Mehr als acht Monate hielt sich die junge Monarchin zwischen 1856/57 und 1861/62 in der Stadt am Canal Grande auf. Die zweite Periode der 60-jährigen österreichischen Herrschaft im lombardisch-venezianischen Reich endete im Jahre 1866.

Wie war Ihr Verhältnis zur Lagunenstadt?

Nach mehr als 51 Jahren Herrschaft der Habsburger in der gefallenen Markusrepublik wurden die Habsburger von den stolzen und traditionsgelenkten Venezianern nicht akzeptiert. Die Ärzte der österreichischen Kaiserin empfahlen ihr aus Gesundheitsgründen einen klimatischen Wechsel.

Um 1861 blieb die junge Frau des Regenten mehrere Monate in der Residenz des österreichischen Gouverneurs am Markusplatz. Der venezianische Adel boykottierte die öffentlichen Auftritte der österreichischen Herrschaftsrepräsentanten, wo es nur ging, die venezianische Bevölkerung hingegen liebte die junge kaiserliche Mutter.

Elisabeth von Österreich war im Umgang mit Italien und den Italienern ein Pol der Versöhnung. Während ihrer zwei Aufenthalte in Venezia schwärmte sie in der Geschichte der Serenissima, sodass sie nicht selten ihre Stellung und ihre Macht vergaß, die sie in der Stadt vertrat.

Was hat sie in Venedig gemacht?

Die Kaiserin Sissi war bei ihren Besuchen in Venezia in den Jahren 1856 und 1861/1862 immer in den sogenannten kaiserlichen Appartements zu Gast. Die Vorstellungswelt der Kaiserin war in puncto Einrichtung und Deko von klassizistischer Natur. Die Ornamente von Giovanni Rossi und das Dekor von Giuseppe Borsato
im Kaiserzimmer in der Lagunenstadt bestätigen den Geschmack von Elisabeth. Den Überlieferungen nach hat Sissi keine Station in Venedig ausgelassen. Mit ihrem persönlich zugestellten Gondoliere konnte sie unauffällig die Stadt erkunden. Die Kaiserin besuchte Armenspitäler, historische Sehenswürdigkeiten und
den winterlichen Lido. Als sogenannte Edel-Touristin standen der jungen Kaiserin sozusagen alle Türen und Tore offen.

Essen und Trinken

Die Kaiserin Elisabeth verschwendete für das Essen im Gegensatz zu ihrem Haar-Kult nur wenig Zeit. Sie war keine kulinarische Hedonistin, sondern verfolgte rigoros ihre selbst aufgestellten Diätpläne.m Dabei verfolgte sie eine strenge Milch- und Orangendiät und ernährte sich von gesalzenem rohem Eiweiß. In Venedig übertraf ihre geistige Nahrungsaufnahme bei Weitem die der kulinarischen. Doch trotz ihres Diätenwahns aß die Kaiserin auch in der Lagunenstadt gerne Süßigkeiten und deftige Speisen. Denn die Essgewohnheiten waren bei ihr immer von der jeweiligen Stimmung abhängig und in der Hafenstadt an der nördlichen Adria war Sissi weitgehend gut gelaunt und glücklich.